Silberner Lufti 2019: Verloren in Eis und Schnee
Die Geschwister Viktor und Nadja Danilow leben in Leningrad. Von einem Tag auf den anderen ändert sich das Leben der 13-jährigen Zwillinge komplett: sie werden wegen der drohenden Belagerung der Stadt im zweiten Weltkrieg evakuiert. Bevor Viktor und Nadja in den „Zügen der Kinder“ abreisen, wird ihnen von ihren Eltern eingeschärft, unbedingt zusammen zu bleiben. Die Zwillinge werden allerdings schon am Bahnhof auseinander gerissen und in unterschiedliche Züge verfrachtet, doch die Zeit reicht noch, um sich gegenseitig zu versprechen, Tagebuch zuführen und alle Erlebnisse festzuhalten, egal, ob sie nun gut oder schlecht sind. Der Leser taucht in die tiefsten Gedanken der Protagonisten ein. Der Wechsel zwischen den Schilderungen zweier Überlebenskämpfe erzeugt ein ganz besonderes Gänsehautgefühl beim Lesen. Viktor wird zusammen mit vielen anderen Kindern nach Sibirien gefahren und muss dort hart arbeiten, um überleben zu können. Eines Tages hört er die schrecklichen Nachrichten: Zug Nummer 76, der Zug seiner Schwester, soll bei einem Bombenangriff zerstört worden sein. Viktor jedoch ist davon überzeugt, dass Nadja noch am Leben ist und so beginnt eine waghalsige, lebensgefährliche Suche im eisigen Russland, während seine Schwester mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat. Ständige Begleiter der Kinder sind Verzweiflung und Angst, was auch der Leser häufig zu spüren bekommt. Das Buch erzählt zwar keine wahre Geschichte, doch es enthält viele Wahrheiten. Allein die Vorstellung vom Leben dieser Kinder ist niederschmetternd, aber trotzdem liest man ihre Tagebucheinträge mit einem guten Gefühl. Denn die Geschwister haben ihre eigenen Überzeugungen und Hoffnungen, sodass zwischen all den negativen Erlebnissen auch immer wieder Funken von Freude und Kindlichkeit aufblitzen. Mit diesem Buch hat Davide Morosinotto ein Werk geschaffen, das nicht einfach nur die Geschichte der Kinder erzählt. Sowohl die Protagonisten als auch die Nebencharaktere sind auf ganz besondere Art und Weise dargestellt. Man versetzt sich automatisch in die Figuren hinein und leidet, zittert und hofft mit ihnen. Hoffnung ist das Gefühl,das man aus diesem Roman heraussaugen kann, denn wenn man Hoffnung hat,dann kann man alles schaffen. Verloren in Eis und Schnee ist eine Geschichte, die unglaublich viele Emotionen beinhaltet, die so brillant eingearbeitet sind, dass auch Emotionen beim Leser geweckt werden. Unser Silberner Lufti ist definitiv verdient.
Eckdaten:
- Die Jugendbuchjury trifft sich immer mittwochs von 16-17.30 Uhr im Wiekhaus 21, 17033 Neubrandenburg.