Lauer Lufti 2019: Du wolltest es doch

Die Jugendbuchjury „Luftis“ hat entschieden: Das Jugendbuch „Du wolltest es doch“ von Louise O’Neill kriegt dieses Jahr nur den lauen Lufti. Hier könnt ihr die Begründung der Jury-Entscheidung lesen:

„Ich wache mitten in der Nacht auf. Ich erinnere mich. Ich bin das entblößte Fleisch. Ich bin die gespreizten Beine. All die Fotos, Fotos, Fotos.“ 

Die 19-jährige Emma O`Donovan wohnt im irischen Ballinatoom. Sie ist reich. Sie ist schön. Sie ist beliebt. Bis zu dieser einen Party, auf der ihr Leben völlig aus der Bahn geworfen wird. Sie weiß nicht, was an diesem Abend geschehen ist. Alle anderen schon, denn sie haben die Fotos gesehen. Emma hat nur eine Vermutung: sie wurde vergewaltigt. Aber sicher ist sie sich auch nicht. Denn sie hatte Pillen eingeworfen. Sobald sie ihre Vermutung äußert, stellen sich alle gegen sie. Schließlich gilt sie als das eingebildete Mädchen, das sich jedem an den Hals wirft. Sie war doch selbst schuld oder? Louise O`Neill hat mit ihrem Roman Du wolltest es doch ein Tabuthema angesprochen. Dafür genießt sie unseren Respekt. Sie hat eine Geschichte geschrieben, die es so auch in unserem Alltag geben könnte. Ein junges Mädchen, das durch Leichtsinn und den Druck der Öffentlichkeit erst zu einem Objekt gemacht und dann noch dafür bestraft wird. Der Roman ist sehr logisch strukturiert, wodurch man einen guten Überblick über das Geschehen hat. Trotzdem konnte das Buch uns nicht überzeugen. Da uns die Hauptfigur durch ihre Handlungen von Anfang an sehr unsympathisch war, konnten und wollten wir uns nicht mit ihr identifizieren. Sie erweckt den Anschein, sich in ihrem Selbstmitleid wohl zu fühlen. Deshalb haben wir nur sehr wenig Mitleid mit ihr empfunden. Natürlich wünscht man das, was ihr passiert ist, nicht mal seinem ärgsten Feind. Trotzdem sind wir der Meinung, dass sie es hätte verhindern können, hätte sie sich nicht zum Drogennehmen provozieren lassen. Unserer Meinung nach hat dem Buch ein Lichtblick gefehlt. Dadurch, dass die Hauptfigur von allen Seiten verachtet wird, verbreitet die Erzählung eine sehr depressive Stimmung. Erst am Ende fangen die umstehenden Personen an, auf Emma einzugehen und sie zu verstehen. Das kommt unserer Meinung nach zu spät. Natürlich können wir uns gar nicht vorstellen, wie schwierig es nach einem solchen Vorfall sowohl für die Betroffene als auch für ihre Familie ist. Allerdings können wir das Verhalten von Emmas Familie und Freunden einfach nicht nachvollziehen. Da sich die Autorin bei der Sicht auf die Geschehnisse auf Emma beschränkt, lernt man die anderen Charaktere nicht genug kennen. Ein paar Kapitel aus anderer Perspektive hätten es dem Leser einfacher gemacht, sich in die Geschichte hineinzufühlen. Aufgrund dieser Antipathie blieb für Du wolltest es doch in dieser Wertungsrunde nur der Laue Lufti.

 

Eckdaten:

  • Die Jugendbuchjury trifft sich immer mittwochs von 16-17.30 Uhr im Wiekhaus 21, 17033 Neubrandenburg.